Der Weihnachtsmann ist Klassenfeind!

Der Weihnachtsmann mag auf den ersten Blick wie eine utopische Figur erscheinen, die im globalen Maßstab als Belohnung für prosoziales Verhalten Geschenke distribuiert, internationale Grenzen ignoriert und dabei eine formell klimaneutrale Mobilität praktiziert. Doch bei einer vertieften Betrachtung entpuppt sich diese vermeintlich altruistische Schenkökonomie als tief verwoben mit den strukturellen Dynamiken des Kapitalismus – und keineswegs als Produkt einer revolutionären, klassenübergreifenden Solidarität.

Die Zuteilung von Geschenken ist keineswegs an sozialethische Normen oder kollektivistische Verantwortung geknüpft, sondern vielmehr an den sozioökonomischen Status der Individuen. Die Wohlhabenden erfahren eine Überrepräsentation in der Verteilung der Geschenke, während die Marginalisierten in diesem System unter die Räder geraten. Es handelt sich nicht um eine Entlohnung von sozialer Wohltätigkeit, sondern um eine Reproduktion und Verstärkung der bestehenden sozioökonomischen Ungleichheit. Der Weihnachtsmann fungiert somit nicht als redistributiver Akteur, sondern als verlängerter Arm des neoliberalen Konsumkapitalismus, der den Reichtum in einer Weise verteilt, die den Status quo stabilisiert und die bestehenden Klassenhierarchien zementiert.

Die CO₂-neutrale Reise des Weihnachtsmanns stellt sich bei näherer Analyse als eine perfide Verschleierungstaktik heraus, die die systematische Ausbeutung der in Ketten gelegten Rentiere übertüncht. Diese Tiere werden nicht als fühlende Subjekte anerkannt, sondern lediglich als instrumentalisierte Produktionsmittel degradiert, die einem vermeintlich wohltätigen System zu dienen haben. Was zunächst als nachhaltig und umweltbewusst erscheinen mag, entpuppt sich bei näherer Untersuchung als unethischen Praxis, bei der die Rechte und das Wohlergehen der Tiere zugunsten eines kapitalistisch orientierten Nutzens geopfert werden.

Die Produktionsweise der Geschenke, realisiert durch die Werkstatt der Elfen, ist ebenso problematisch. Diese mysteriöse, aber offensichtlich unterdrückte und ausbeutete Gruppe von Arbeiter*innen produziert unter Bedingungen, die sowohl die Arbeitskraft als auch die Umwelt ausbeuten. Dass diese Produktionsverhältnisse in keiner Weise hinterfragt werden, verweist auf tiefverwurzelte imperialistische Denkmuster, die in den globalen Machtstrukturen verankert sind. Die arktischen Arbeiter*innen werden nicht als solche angesehen, die der Befreiung bedürfen – schlimmer noch, ihnen wird ihre Existenz aberkannt.

Der Weihnachtsmann fungiert somit als Instrument der kapitalistischen Ideologie, das die bestehenden sozialen Verhältnisse stabilisiert und die konsumorientierte Produktionsweise ohne Widerspruch perpetuiert.